Wellenarten im Vergleich: Welche Wellpappe trägt wirklich wie viel?

Welche Welle für welches Gewicht?

Die Wahl der richtigen Wellenart entscheidet über Transportsicherheit, Materialkosten und die Effizienz Ihrer Versand- und Logistikprozesse. Unterschiedliche Wellenarten wie E-, B-, C- oder BC-Welle bieten unterschiedliche Tragfähigkeiten, Polsterwirkungen und Einsatzgebiete. Viele Unternehmen verlieren jedes Jahr unnötig Geld, weil Kartonqualität und Versandgewicht nicht sauber aufeinander abgestimmt werden. Dieser Artikel erklärt die technischen Grundlagen, liefert Traglasttabellen nach DIN 55468, zeigt typische Fehler aus der Praxis und gibt klare Empfehlungen, welche Welle für welche Produkte, Versandwege und Branchen geeignet sind. So treffen Sie eine fundierte Entscheidung und senken Schäden, Retouren und Kosten nachhaltig.

1. Warum entscheiden Wellenarten über Sicherheit, Kosten und Effizienz?

Wellpappe ist nicht einfach nur „Karton“, sondern ein technischer Werkstoff mit direktem Einfluss auf Ihre Prozessqualität. Die Wahl der passenden Wellenart bestimmt unter anderem:

  • Transportschutz und Schadenquote,
  • Retouren- und Reklamationskosten,
  • Verpackungs- und Füllmaterialverbrauch,
  • Versandgewicht und Transportkosten,
  • Stapelfähigkeit im Lager sowie Palettenauslastung,
  • Nachhaltigkeit und CO₂-Bilanz Ihrer Supply Chain.

Viele Unternehmen nutzen aus Gewohnheit „irgendeinen Karton“, statt Wellenart, Gewicht und Versandweg systematisch aufeinander abzustimmen. Die Folge sind unnötig hohe Versandkosten, Bruchschäden, überdimensionierte Kartons mit viel Luft und ein unübersichtliches Sortiment im Lager. Die gute Nachricht: Mit einem klaren Verständnis der Wellenarten lässt sich das vermeiden.

2. Was ist Wellpappe und warum gibt es verschiedene Wellenarten?

Wellpappe besteht im Kern aus drei Lagen:

  • einer Außendecke,
  • einer gewellten Mittellage (der „Welle“),
  • und einer Innendecke.

Je nach Wellenhöhe, Wellenteilung und Papierqualität entstehen unterschiedliche Eigenschaften:

  • Polsterwirkung und Stoßdämpfung,
  • Druck- und Durchstoßfestigkeit,
  • Stapelfähigkeit im Lager,
  • Gewicht und Materialeinsatz,
  • Bedruckbarkeit für Markenauftritte.

Grob gesprochen gilt: Je höher die Welle, desto besser die Polsterwirkung, je feiner die Welle, desto besser ist die Bedruckbarkeit und Formstabilität. Um diese Eigenschaften gezielt nutzbar zu machen, wurden verschiedene Wellenarten definiert – von Feinstwelle bis Doppelwelle.

3. Welche Wellenarten gibt es und was leisten sie?

In der Praxis haben sich einige Wellenarten besonders etabliert. Die folgenden Kurzporträts helfen bei der Einordnung.

E-Welle (Feinstwelle)

  • Wellenhöhe: ca. 1,0–1,9 mm
  • Typische Traglast: bis etwa 5–7 kg
  • Eigenschaften: leichte, dünne Wellpappe, sehr gut bedruckbar, feine Oberflächenstruktur
  • Einsatzgebiete: Textilien, Kosmetik, Kleinteile, Produkt- und Verkaufsverpackungen, E-Commerce-Verpackungen für leichte Artikel

Die E-Welle eignet sich ideal für Produkte, bei denen Optik und Markenauftritt im Vordergrund stehen, aber keine sehr hohe Tragfähigkeit benötigt wird.

B-Welle (Feinwelle)

  • Wellenhöhe: ca. 2,2–3,1 mm
  • Typische Traglast: bis ca. 14 kg
  • Eigenschaften: sehr verbreiteter Standard im Versand, gute Druckfestigkeit, ausgewogenes Verhältnis von Stabilität und Materialeinsatz
  • Einsatzgebiete: Standardversand im E-Commerce, Lagerlogistik, kleinere Maschinenkomponenten, Ersatzteile

Die B-Welle ist die klassische Lösung im Paketversand – stabil genug für viele Anwendungen und gleichzeitig wirtschaftlich in Beschaffung und Lagerung.

C-Welle (Mittelwelle)

  • Wellenhöhe: ca. 3,1–4,0 mm
  • Typische Traglast: bis ca. 25 kg
  • Eigenschaften: sehr gute Polsterwirkung, hohe Stapelfähigkeit, robust bei anspruchsvolleren Transportwegen
  • Einsatzgebiete: Elektrogeräte, schwerere Ersatzteile, technische Komponenten, Industrieanwendungen

Die C-Welle bietet mehr Polsterung als die B-Welle und wird häufig dort eingesetzt, wo Stoßbelastungen und Stapeldruck höher sind.

A-Welle (Grobwelle)

  • Wellenhöhe: ca. 4,0–5,0 mm
  • Typische Traglast: bis ca. 25–30 kg
  • Eigenschaften: hohe Stoßdämpfung, gute Polsterwirkung, eher grobe Struktur
  • Einsatzgebiete: schweres Gut, Exportverpackungen, Maschinenbau

F-Welle (Miniwelle)

  • Wellenhöhe: ca. 0,6–1,0 mm
  • Typische Traglast: bis etwa 5–6 kg
  • Eigenschaften: sehr feine Welle, extrem gut bedruckbar, ideal für hochwertige Verkaufsverpackungen
  • Einsatzgebiete: Premium-Verkaufsverpackungen, Markenverpackungen, POS-Lösungen

4. Doppelwellen: EB und BC – wenn maximale Stabilität gefragt ist

Bei schwerem oder besonders empfindlichem Versandgut stoßen einwellige Kartons an ihre Grenzen. Hier kommen Doppelwellen zum Einsatz: Zwei Wellenprofile werden kombiniert und zwischen drei Deckenpapieren verklebt. Das erhöht Tragfähigkeit und Stabilität deutlich.

EB-Welle (Kombination aus E- und B-Welle)

  • Wellenhöhe: ca. 4,5 mm
  • Typische Traglast: bis ca. 32 kg
  • Eigenschaften: hohe Stabilität, gleichzeitig gute Druckqualität durch die feinere E-Welle
  • Einsatzgebiete: empfindliche Güter, Elektronik, hochwertige Technikprodukte, B2C-Premiumversand

Die EB-Welle kombiniert Tragfähigkeit und Optik – ideal, wenn Ihre Verpackung sowohl schützen als auch hochwertig wirken soll.

BC-Welle (Kombination aus B- und C-Welle)

  • Wellenhöhe: ca. 6–7 mm
  • Typische Traglast: bis ca. 40 kg und mehr
  • Eigenschaften: sehr stabile Doppelwelle, hohe Stapel- und Durchstoßfestigkeit
  • Einsatzgebiete: Maschinenbau, Metallteile, schwere Komponenten, Exportverpackung

Wo hohe Gewichte, lange Transportwege und Stapelbelastungen zusammenkommen, ist BC-Welle die erste Wahl.

5. Traglasten verstehen: Theorie vs. Praxis

Traglastangaben sind immer Näherungswerte, die sich auf definierte Testbedingungen stützen. In der Praxis wirken zusätzliche Einflussfaktoren:

  • Stapeldruck: Palettenlagerung über längere Zeit erhöht die Belastung deutlich.
  • Feuchtigkeit: hohe Luftfeuchtigkeit oder Kondenswasser reduzieren die Festigkeit der Wellpappe.
  • Versandweg: Paketdienst, Spedition, Export – unterschiedliche Fallhöhen und Belastungsprofile.
  • Produktform: punktuelle Belastungen (z. B. Kanten, Ecken) wirken anders als flächige.
  • Transportdauer: je länger die Belastung anhält, desto wichtiger ist eine Sicherheitsreserve.

Für die Praxis heißt das: Die theoretische Traglast sollte nicht als maximale Beladungsgrenze verstanden werden. Empfehlenswert ist eine Sicherheitsreserve von etwa 10 bis 20 Prozent – insbesondere bei gestapelter Lagerung oder längeren Transportwegen.

6. Welche Wellenart eignet sich für welches Versandgewicht?

Die folgende Übersicht fasst typische Empfehlungen zusammen und gibt Ihnen eine schnelle Orientierung für die Praxis:

VersandgewichtEmpfohlene WellenartTypische Produkte
bis 5 kg E-Welle Textilien, Kosmetik, leichte Kleinteile
bis 14 kg B-Welle E-Commerce-Standardware, Lagerartikel
bis 25 kg C-Welle Elektrogeräte, Ersatzteile, technische Komponenten
bis 32 kg EB-Welle (doppelwellig) empfindliche Güter, Elektronik, hochwertige Geräte
ab 40 kg BC-Welle (doppelwellig) Maschinenbau, schwere Baugruppen, Exportverpackung

Für die konkrete Auswahl sollten Sie zusätzlich Empfindlichkeit, Versandweg und Stapellast berücksichtigen. Eine ausführliche Entscheidungshilfe zur passenden Kartonqualität finden Sie auch in unserem Beitrag: Welche Kartonqualität für welches Versandgewicht?

Passende Faltkartons zu den genannten Wellenarten finden Sie hier:

⇒Faltkartons 1-wellig

⇒Faltkartons 2-wellig

7. Praxisbeispiele aus E-Commerce, Industrie und Fulfillment

E-Commerce: Mode & Lifestyle

Ein Modehändler verpackt leichte Textilien in relativ großen B-Wellen-Kartons und füllt die Leerbereiche mit viel Papier oder Luftpolsterfolie. Die Ware ist zwar geschützt, aber der Füllmaterialeinsatz und das Versandvolumen sind unnötig hoch. Durch den Umstieg auf passgenauere E- oder B-Wellen-Kartons in abgestuften Größen lässt sich der Materialverbrauch deutlich reduzieren – bei gleicher oder besserer Transportsicherheit.

Industrie: Maschinenbau

Ein Maschinenbauer versendet Bauteile zwischen 20 und 35 kg zunächst in Kartons mit B-Welle. Es kommt wiederholt zu Bodenrissen und Beschädigungen, insbesondere bei Langstreckenversand. Der Wechsel auf BC-Wellen-Kartons mit höherer Tragfähigkeit und besserer Stapelstabilität senkt die Schadenquote deutlich und erhöht gleichzeitig die Lager- und Transportsicherheit.

Elektronikversand

Elektronische Geräte reagieren empfindlich auf Stöße und Vibrationen. Hier hat sich der Einsatz von EB-Wellen bewährt, da diese Doppelwelle hohe Stabilität mit einer gut bedruckbaren Oberfläche verbindet. In Kombination mit geeignetem Polstermaterial entsteht ein Verpackungssystem, das sowohl optisch hochwertig als auch technisch robust ist.

Fulfillment-Dienstleister

Fulfillment-Anbieter stehen häufig vor der Herausforderung, viele unterschiedliche Produkte mit einer begrenzten Anzahl an Kartonformaten und Wellenarten verarbeiten zu müssen. Durch die Standardisierung auf eine klar definierte Kombination aus E-, B- und ggf. C- oder BC-Welle bei ausgewählten Kartongrößen lassen sich Lagerhaltung, Beschaffung und Verpackungsprozesse deutlich verschlanken und die Prozesskosten nachhaltig senken.

8. Typische Fehler bei der Wahl von Wellenarten

In der Praxis begegnen Verpackungsexperten immer wieder ähnliche Muster:

  • „Eine Welle für alles“: Aus Bequemlichkeit wird für sämtliche Produkte die gleiche Kartonqualität eingesetzt – häufig B-Welle. Das führt entweder zu unnötig hohen Kosten (bei leichten Produkten) oder zu Schäden (bei schweren Gütern).
  • Zu dünne Welle + viel Füllmaterial: Ein zu schwacher Karton wird durch übermäßigen Einsatz von Füllmaterial „kompensiert“. Das ist weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll.
  • Unpassende Bedruckung: Grobe Wellen wie A- oder C-Welle sind für hochwertige Druckbilder weniger geeignet als feinere Wellen (E/F-Welle).
  • Fehlende Standardisierung: Eine unübersichtliche Vielzahl unterschiedlicher Kartons, Wellenarten und Größen erschwert Kommissionierung, Einkauf und Lagerhaltung.
  • Keine Berücksichtigung von Stapellast und Feuchtigkeit: Traglasten werden ohne Blick auf Lagerbedingungen interpretiert und somit überschätzt.

9. Entscheidungsmatrix: Welche Wellenart brauche ich?

Die folgende Matrix bietet Ihnen eine schnelle erste Orientierung:

  • Leichte Produkte, Fokus auf Optik und Druckbild: E- oder F-Welle
  • Standardversand bis ca. 14 kg: B-Welle
  • Höhere Polsterung und Belastung bis ca. 25 kg: C-Welle
  • Empfindliche Güter und hochwertige Technikprodukte: EB-Welle
  • Sehr schwere Produkte und Exportverpackung ab ca. 40 kg: BC-Welle
  • Fokus auf Markenauftritt (Unboxing, Branding): feine Wellenarten mit guter Bedruckbarkeit (E/F-Welle)

Für eine verbindliche Empfehlung sollten Sie immer das reale Versandgewicht, die Empfindlichkeit der Ware, den geplanten Versandweg sowie die gewünschte Lager- und Stapelbelastung berücksichtigen.

10. Nachhaltigkeit: Wie die richtige Wellenart Material und CO₂ einspart

Richtig ausgewählte Wellenarten tragen nicht nur zur Transportsicherheit bei, sondern verbessern auch die Umweltbilanz Ihrer Verpackungen:

  • Reduktion von Füllmaterial durch passgenaue, gut abgestimmte Kartons,
  • geringerer Materialverbrauch pro Paket durch geeignete Wellenstärken,
  • optimierte Palettenauslastung und geringeres Transportvolumen,
  • Einsatz recyclingfähiger und recycelter Wellpappe,
  • Option auf FSC®- und RESY-zertifizierte Materialien.

In Summe können Unternehmen so Materialkosten senken, CO₂-Emissionen verringern und gleichzeitig das Markenimage in Richtung nachhaltiger Verpackungslösungen stärken. Mehr Informationen zu nachhaltigen Verpackungsmaterialien finden Sie hier: ⇒Nachhaltiges Verpackungsmaterial

11. Weiterführende Inhalte und Produktverlinkungen

Vertiefende Informationen zur Auswahl der passenden Kartonqualität finden Sie auch auf unserer Ratgeber-Informationsseite:

⇒ Umfassende Verpackungslösungen für Unternehmen

Passende Kartons & Kartonagen zu den beschriebenen Wellenarten:

⇒ Kartons & Kartonagen

⇒ Faltkartons 1-wellig

⇒ Faltkartons 2-wellig

12. FAQ – Häufige Fragen zu Wellenarten und Traglasten

1. Welche Wellenart ist am stabilsten?

Die BC-Welle als Doppelwelle gehört zu den stabilsten Wellpappestrukturen und ermöglicht Traglasten ab etwa 40 kg und darüber hinaus. Sie wird vor allem für schwere Industrieprodukte und Exportverpackungen eingesetzt.

2. Welche Wellenart eignet sich für den normalen Paketversand?

Für den typischen Paketversand im E-Commerce hat sich die B-Welle als Standard etabliert. Sie bietet ein gutes Verhältnis aus Stabilität, Materialeinsatz und Wirtschaftlichkeit und eignet sich für viele Produkte bis etwa 14 kg.

3. Welche Wellenart ist für Elektronik sinnvoll?

Für empfindliche elektronische Geräte empfiehlt sich häufig eine Doppelwelle wie EB-Welle, da sie hohe Stabilität mit einer gut bedruckbaren Oberfläche verbindet. In Kombination mit geeignetem Füll- und Polstermaterial entsteht ein robustes Verpackungssystem.

4. Warum ist die Kartongröße neben der Wellenart so wichtig?

Selbst die beste Wellenart kann ihre Stärken nicht ausspielen, wenn der Karton zu groß oder zu klein gewählt wird. Überdimensionierte Kartons erhöhen den Bedarf an Füllmaterial und das Versandvolumen; zu kleine Kartons erhöhen das Risiko von Transportschäden. Idealerweise wird die Kartongröße exakt an Produktmaß, Füllmaterial und Wellenart angepasst.

5. Welche Wellenart eignet sich für Exportverpackungen?

Für Exportverpackungen mit hohen Gewichten und langen Transportwegen ist in der Regel eine Doppelwelle erforderlich. In vielen Fällen ist BC-Welle die richtige Wahl, da sie sehr hohe Traglasten und eine hohe Stapelstabilität bietet.

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